Mit dem Kernkraft-Ausstiegsbeschluss 2011 und der Forderung nach einer "full-electric-society" binnen weniger Jahrzehnte, wurde der Weg in die Energiemangellage vorgezeichnet. Im Jahre 2020 hat die damalige Bundesregierung zusätzlich das Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung beschlossen (Kohleausstiegsgesetz). Im Jahre 2023, in der größten Energiekrise der Nachkriegszeit, wurden die drei letzten und modernsten Standorte der deutschen Kernkraftwerksflotte endgültig stillgelegt. Ende 2024 werden die Druckbehälter zerstört sein, die Bedienmannschaften werden in den Ruhestand oder ins Ausland entlassen. Die Braunkohlereviere Garzweiler und Hambach sollen möglichst zeitnah mit Rheinwasser geflutet werden.
Ab 2035 gilt dann ein EU-weites Verbot für die Neuzulassung von PKW mit Diesel- oder Benzinmotoren. Mit dem Gebäudeenergiegesetz ist die Neuinstallation von reinen Gas- und Ölheizungen ab 2028 nicht mehr erlaubt. Die deutschen Gasnetze, milliardenschweres Volksvermögen, sollen nach dem Willen der Bundesregierung mit Rückbauverpflichtungen belegt werden. Bis 2045 soll Deutschland vollständig CO2-neutral sein. Alle bisherigen und zukünftigen Maßnahmen zur "Transformation" wurden und sollen weiterhin mit großzügigen Staatzuschüssen (also Steuergeld) gefördert werden. Zudem hält Deutschland weiterhin am EEG fest, das mit Installation des europäischen Emissionshandels logischerweise hätte abgeschafft werden müssen. Die langfristige Finanzierung all dieser radikalen und oftmals sogar gegenläufigen Maßnahmen ist bis heute in keinster Weise geklärt.
Dennoch, für den am regierungsnahen DIW angesiedelten und medienstarken "Top-Ökonomen" Herrn Prof. Fratschner sind unter bestimmten Randbedingungen die mit der Deinstrialisierung verbundenen "geplanten Entlassungen aus einer gesamtwirtschaftlichen Perspektive eine gute und notwendige Sache" (volles Interview sh. der Osnabrücker Zeitung am 21.09.2024, online abrufbar hier). Die ebenfalls am DIW angesiedelte "Energieexpertin" Frau Prof. Dr. Kemfert antwortet auf die Frage, ob es möglich sei, den gesamten Energiebedarf Deutschlands zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken mit "Ja, es ist technisch möglich, ökonomisch effizient und es ist auch in kürzester Zeit machbar." Weiter heißt es: "Eine Vollversorgung inklusive Sektorenkopplung mit erneuerbaren
Energien und inklusive Speicherung halten wir bis 2040 für realistisch" (DIW Wochenbericht 29/3/2021, online abrufbar hier). Im Klartext hält das DIW also eine Umstellung des kompletten Stromnetzes, sowie eine vollständige Umstellung der Prozess- und Heizwärme und zusätzlich auch eine vollständige Umstellung des Verkehrs des gesamten Landes auf Erneuerbare Energien innerhalb der nächsten 16 Jahre (!) für machbar.
Solche Aussagen kommen von einem Leibniz-Institut. Und viele Menschen, die sich mit Ihrer Alltagserfahrung kein Bild machen können vom Ausmaß, übernehmen diese Narrative. Utopische Versprechen dieser Art sind daher verantwortungslos und irreführend. Es scheint, als ist diesem Land jede technische - und zunehmend leider auch ökonomische - Vernunft abhanden gekommen.
Die politisch induzierte Verschlechterung der Standortfaktoren lässt sich ablesen in den wirtschaftlichen Zahlen: 20 % Zuwachs an Insolvenzen von 2022 auf 2023, ein zweistelliger Zuwachs im Jahre 2024. Die Bilanz der Direktinvestitionen zeigt für 2022 Netto-Abflüsse ins Ausland in Rekordhöhe von ca. 130 Mrd. Euro und 2023 in Höhe von 100 Mrd. Euro. Seit Anfang 2021 sind die durchschnittlichen Strompreise um 40 % gestiegen, die durchschnittlichen Gaspreise um 90 % (www.destatis.de).
Die Fehlentwicklungen haben ihre Ursache leider in einer Instrumentalisierung ausgerechnet des für die Erde wichtigen Erwärmungsproblems, welches von der Politik missbraucht wird, um sich mit einer Art Hypermoral gegen jedwede Argumentation zu immunisieren und die jeweils eigene Agenda durchzusetzen. Es ist in diesem Land kaum mehr möglich, die Energiewende in der jetzigen Form in der Öffentlichkeit in Frage zu stellen, ohne das bestimmte staatlich finanzierte Think-Tanks oder Medien versuchen die Kritiker persönlich unmöglich zu machen.
Fehlentwicklungen müssen jedoch benannt werden, um korrigiert werden zu können. Der Bundesrechnungshof attestiert gleich in den ersten Zeilen seines Berichtes vom 07.03.2024 zur "Umsetzung der Energiewende im Hinblick auf die Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Umweltverträglichkeit der Stromversorgung" Folgendes:
"Die Energiewende ist bei der Stromversorgung nicht auf Kurs: Die Versorgungssicherheit ist gefährdet, der Strom ist teuer und Auswirkungen der Energiewende auf Landschaft, Natur und Umwelt kann die Bundesregierung nicht umfassend bewerten."
Solange wir nicht in der Lage sind, mit Hilfe von kostengünstigen Saisonspeichern oder kostengünstigen Regelstromkraftwerken den Zufallsstrom von Wind- und Photovoltaikanlagen zu puffern, wird jedes zusätzliche Windrad und jede zusätzliche Photovoltaikanlage die Energiekosten weiter in die Höhe treiben. Denn hinter jeder Zufallsstromanlage muss eine Regelstromanlage stehen, die im Notfall einspringt.
Dass dieser triviale Zusammenhang nicht nur deutschlandweit gilt, sondern europaweit, zeigt der renommierte Fraunhofer-Forscher und habilitierte Mathematiker Herr Prof. Dr. rer. nat. Heinz-Otto Peitgen anhand einer Auswertung des europäischen Windatlas durch eine Studie des VGB Powertech e.V., in einem Interview mit dem promovierten Physiker Eduard Heindl. Im Video links im Bild wird ein Einblick in dieses Interview gegeben.
Die Studie des VGB Powertech e.V. mit dem Titel "Windenergie in Deutschland und Europa. Status quo, Potenziale und Herausforderungen in der Grundversorgung mit Elektrizität" ist online abrufbar. Die Kernaussage findet sich auf Seite 69:
"Ein Blick auf den Jahresminimalwert bestätigt, dass selbst bei idealisierender Betrachtung ohne jegliche Netzverluste relativ geringe permanent verfügbare (gesicherte) Leistungen resultieren: Für den europäischen Windpark waren es im Jahr 2017 rund 5 % der Nennleistung bzw. knapp 7.900 MW. Für Deutschland betrug der Jahresminimalwert im Vergleich dazu 0,3 % der Nennleistung bzw. 165 MW und für Deutschland inklusive seiner sieben direkten Nachbarländer waren es 2 % bzw. knapp 1.800 MW."
Unter folgendem link, auf den Seiten des VDI, findet sich eine Folienpräsentation der o.g. Studie.
Ausschnitte aus dem Interview mit Prof. Peitgen. Eingängige Erklärungen, die verdeutlichen wie man überschlägig - ohne aufwendige Simulationsmodelle - die gesicherte Leistung aus Windkraftanlagen abschätzen kann. Für Photovoltaikanlagen erübrigt sich diese Überlegung, dort ist die gesicherte Leistung ohne zusätzliche Speicher Null. Das vollständige Video ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=2QAbL_L4Cb0.
"Gemeinsam Einfach Machen", so lautete das Motto des BDEW-Kongresses 2024 in Berlin. Angesichts der bereits angerichteten Schäden einer falsch umgesetzten Energiewende und immer noch utopischer Umbaupläne unserer Energielandschaft kann solch ein Motto nur noch als naiv und infantil bezeichnet werden. Auch die aus der Not geborene Wortneuschöpfung der "Angebotsorientierten Energiepolitik" ist in sich schon ein Widerspruch und fällt wohl in die Kategorie Sondervermögen. Energiepolitik ist naturgemäß immer nachfrageorientiert. Als einer der wenigen prominenteren Teilnehmer traute sich Amprion-CEO Hans-Jürgen Brick beim BDEW-Kongress 2024 Klartext zu sprechen. Herr Brick weißt in seinem Impulsvortrag deutlich auf die Gefahren weiterer Abschaltungen von Regelkraftwerken hin. Hr. Brick zeigt sehr richtig anhand ganz konkreter und einfacher Zahlen auf, dass es noch immer "kein schlüssiges Gesamtkonzept für ein klimaneutrales Energiesystem" gibt. (sh. auch Pressemitteilung der ZfK vom 06.06.2024)
Demnach verfügt Deutschland im Jahre 2024 noch über 85 GW regelbarer Kraftwerksleistung. Bei weiteren Schließungen werden es im Jahre 2030 allerdings nur noch 45 GW sein. Wind- und Sonnenenergieanlagen können prinzipbedingt die erforderlichen Mengen an Regelleistung nicht erbringen, bis heute gibt es hierfür keine tragfähigen Speichertechnologien. In der Konsequenz stiegen in den letzten Jahrzehnten die Redispatchmaßnahmen der Übertragungsnetzbetreiber immer weiter an, von weniger als 100 Eingriffen im Jahr 2000, auf knapp 25.000 Eingriffe im Jahr 2023. Durch diese Netzeingriffe, verbunden mit Lastabwürfen industrieller Großverbraucher, Hochfahren von Reservekraftwerken bei Schwachwind und Abriegelung der wetterabhängigen Erzeuger bei Starkwind, konnten bislang großflächige Stromausfälle verhindert werden.
Auch der Nettostromimport wird sich in den nächsten Jahren weiter vergrößern, er betrug im Jahre 2023 bereits rund 12 TWh. Trotz des zeitweise massiven Überschussstromes aus Wind und Sonne. Ein internationaler Stromhandel ist grundsätzlich nicht zu kritisieren, wenn er für beide Handelspartner Vorteile bietet. Wenn dieser exzessive Stromhandel aber die Netzstabilität gefährdet oder zu einer Kostenexplosion bei der Bereithaltung der erforderlichen Infrastruktur und Tricksereien bei der Bilanzierung der Kosten führt (Stichwort: Herausnahme der EEG-Umlage aus der Stromrechnung), so müsste die Bundesnetzagentur eigentlich einschreiten und die Verantwortlichen zu einem Innehalten mahnen. Speziell dann, wenn nun nach 20 Jahren Nettostromexport eines Phase des Nettostromimports begonnen hat.
Laut Amprion CEO Hans-Jürgen Brick ist der notwendige Anstieg an Netzeingriffen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es "häufen sich systemkritische Netzzustände".
Der ehrliche und im Umfeld des diesjährigen BDEW-Kongresses inhaltlich hervorstechende Impulsvortrag von Amprion-CEO Hans-Jürgen Brick. Der vollständige Beitrag des BDEW ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=Tpme5G9JgVI.
Neben der technischen Machbarkeit wird leider auch die ökonomische Machbarkeit der Energiewende in der derzeitigen Form viel zu wenig diskutiert. Es ist nicht nur so, dass Doppelstrukturen steigende Strompreise verursachen. Mit der Deinstrialisierung verlassen vor allem wichtige Großabnehmer von Energie das Land, welche lange Zeit die Treiber und - nicht nur über die gezahlten Netzentgelte - wichtige direkte und indirekte Finanzierer der elektrischen und energetischen Infrastruktur im Land waren. Dieser Zusammenhang wurde bereits 2011 im Rahmen der Sitzungen zur "Ethikkommision für eine sichere Energieversorgung", besser bekannt als Ethikrat Atomkraft, wunderbar aufgezeigt. Und zwar durch Heinz-Peter Schlüter († 29. November 2015), damaliger Aufsichtsratvorsitzender und Alleininhaber der Trimet Aluminium AG, einem der größten Aluminiumproduzenten in Deutschland und Frankreich.
Es waren Unternehmer und Vorbilder wie Herr Schlüter, die das Land nach vorne gebracht haben und die mit den Ausbau der energieintensiven Industrien überhaupt erst die infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen haben für eine kostengünstige Energieversorgung. Von der zu einem maßgeblichen Teil durch die energieintensive Industrie mitfinanzierten Energieinfrastruktur, profitieren bis heute alle Stromnetz-, Gasnetz-, und Wärmenetzkunden, also auch alle Haushalte, Krankenhäuser und Einrichtungen der öffentlichen Versorgung.
Viel zu wenig war die damalige Ethikkommission unter dem Vorsitzenden Klaus Töpfer (CDU, † 2024) mit Menschen besetzt, die die notwendige Lebenserfahrung und das notwendige Grundlagenwissen für eine Urteilsbildung überhaupt besaßen. Ausnahmen waren etwa angesehende Persönlichkeiten wie Jürgen Hambrecht, Vorstandsvorsitzender der BASF und Klaus von Dohnanyi, ehemaliger Erster Bürgermeister von Hamburg. Der medienwirksam am 28.04.2011, einem normalen Arbeitstag, inszenierte Anhörungstag, war mit einer Sitzungsdauer von 08:45 Uhr bis 20:20 Uhr, 17 teils sehr redseeligen Kommissionsmitgliedern und 28 geladenen Gästen, völlig überladen. Die damalige Anhörung erinnert teilweise an die heute leider immer häufiger zu beobachtende, von Ideologie und Interessen geprägte Blockbildung in so manchen Medienformaten. Die Diskussion ist auf youtube verfügbar (link).
Heinz-Peter Schlüter mit einem sachlichen Plädoyer für eine vernuftgeleitete Energiewende und gegen einen übereilten Atomausstieg. Die Bedeutung der energieintensiven Industrie ist vielen Menschen in keinster Weise klar. Im Anschluss spricht Stephan Kohler († 2020), zwischen 2006 - 2014 Vorsitzender der Geschäftsführung der DENA. In Minute 41:40 spricht Johannes Theyssen, Vorstandsvorsitzender der E.ON SE von 2010 bis 2021. Der Originallink ist https://www.youtube.com/watch?v=E2L4vob68a8.
Die Aufrechterhaltung unserer Stromversorgung haben wir engagierten und gut ausgebildeten Fachkräften in der Systemführung der Amprion und anderer Übertragungsnetzbetreiber zu verdanken. Die Übertragungsnetzbetreiber bauen Leitungen, schließen Verträge mit Erzeugern und Großverbrauchern, definieren Regelzonen, organisieren den grenzüberschreitenden Stromhandel, entwickeln laufend neue Lösungen für die immer anspruchsvollere Problemstellung. Diese Arbeit verdient allerhöchsten Respekt.
Die zur Durchführung der Maßnahmen anfallenden Kosten können die Übertragungsnetzbetreiber jedoch nicht abfedern. Notwendige Entschädigungszahlungen an Wind- und Photovoltaikanlagenbetreiber, Ausgleichszahlungen an Aluminiumhütten, Stillstandskosten für Gas- und Kohlekraftwerke, Ausbau- und Instandhaltungskosten der immer komplexer werdenden Infrastruktur, überbordende Regulierung, all diese Kosten belasten unsere Volkswirtschaft mittlerweile so dramatisch, dass Deutschland weltweit regelmäßig unter den zehn teuersten Ländern für Haushaltsstrom rangiert. Diese Kombination aus wirtschaftsschädigenden Verboten auf der einen Seite und milliardenschweren Förderprogrammen auf der anderen Seite sorgt für einen dauerhaften Substanzverzehr, aus dem heraus eine Erholung von Jahr zu Jahr schwieriger wird. Deutschlands renommiertester Ökonom, Prof. em. Dr. Dr. h.c. mult. Hans Werner Sinn, beschreibt den aktuellen Zustand in einem Gastvortrag an der Volksbank Pirna vom 20.09.2024 mit gewohnt klaren Worten, sh. Video links im Bild.
Prof. Hans-Werner Sinn hält am 20.09. 2024 einen Gastvortrag in der Volksbank Pirna eG. Deutschlands bekanntester und mit Abstand renommiertester Ökonom kann sich im Verlauf seiner gewohnt anspruchsvollen und objektiven Analyse, eine persönliche Bemerkung nicht verkneifen: "Das Land hat irgendwie seinen Verstand verloren." Herr Prof. Sinn erinnert mit seinen regelmäßigen, fundierten Stellungnahmen - obwohl bereits viele Jahre in Pension - daran, wie wichtig es ist, dass sich Fachleute am öffentlichen Diskurs beteiligen um diesen zu beleben. Und bei offensichtlichen Fehlentwicklungen, zum Schutz des Allgemeinwohls auch die charakterliche Standfestigkeit aufbringen, dem allgemeinen Narrativ zu widersprechen. Der Originallink ist https://www.youtube.com/watch?v=wzmg8md2xYU.
Das Land braucht dringend wieder Vorbilder. Ein solches Vorbild ist sicherlich Dr. rer. pol. Ludwig Erhard († 1977), der nach vielen Jahren des Studiums der ökonomischen Zusammenhänge und einem bewegten Leben, einschließlich dem Durchleben der furchtbaren Kriegsjahre, seine Erfahrungen und Fähigkeiten in den Dienst des Wirtschaftsministeriums der jungen BRD stellte.
Der Diplom-Kaufmann und promovierte Staatswissenschaftler brachte es 1963 in einem Interview mit dem Journalisten Günter Gaus auf den Punkt:
"Es gibt nur ein fruchtbares Mittel [...], das ist [...] produktiv zu arbeiten um aus dem größeren Kuchen dann auch für alle größere Rationen [...] verteilen zu können." Die Lösung liegt "nicht in der Zuteilung, sondern im Wettbewerb und im freien Markt."
Ludwig Erhard (parteilos, später CDU) war zwischen 1949 - 1963 Wirtschaftsminister und zwischen 1957 und 1963 Vizekanzler der BRD. Das vollständige Interview ist abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=qw1NuAdwkZg.