Berechnung auf Basis aktueller Verfahren
Zur Ermittlung der thermischen Energien im Störlichtbogenfall (Störlichtbogenberechnung) stehen in NEPLAN die folgenden Verfahren zur Verfügung:
- IEEE 1584 - Guide for Performing Arc-Flash Hazard Calculations
- DGUV-Information 203-077, "Thermische Gefährdung durch Störlichtbögen" (BGI/GUV 5188)
- NFPA 70E: Standard for Electrical Safety in the Workplace
Anwendungsbeispiel
In der unten gezeigten Abbildung wurde eine Störlichtbogenberechnung für eine 660-V-Verteilung auf Basis der DGUV-Information 203-077 durchgeführt. Die Verteilung wird über eine 425-A-Sicherung in der Einspeisung geschützt.
Ein Ergebnis der Berechnung ist, dass das Tragen einer Schutzausrüstung der Klasse 2 erforderlich ist. Für den Fall, dass eine PSAgS (Persönliche Schutzausrüstung gegen Störlichtbogen) der Klasse 1 ausreichen soll, ist rechnerisch ein Mindestarbeitsabstand von 355mm erforderlich. Damit an den Abgängen der Verteilung mit einer PSAgS der Klasse 1 rein rechnerisch gearbeitet werden darf, müssten Sicherungen mit einem Nennstrom nicht größer als 400A vorgesehen werden.
Werden die berechneten Störlichtbogenenergien mit den verfügbaren Mitteln nicht mehr beherrscht, so können die folgenden Abhlifemaßnahmen in Betracht gezogen werden:
- Festlegung eines erforderlichen Mindest(arbeits)abstandes
- Austausch von Sicherungen gegen flinke Sicherungen für den Zeitraum der elektrischen Arbeiten
- organisatorische Maßnahmen (z.B. Vier-Augen-Prinzip, Schulungen, Netzumschaltungen für die Dauer der elektrischen Arbeiten, etc.)
- Einsatz spezieller PSAgS mit erhöhter Schutzwirkung
- Herabsetzung der Schutzeinstellungen
- Installation zusätzlicher Störlichtbogenerkennungssysteme oder Schnellerdungssysteme
- Austausch von elektrischen Anlagen gegen störlichtbogensichere Anlagen